Jäger und Jagd – Wie ist die Rechtslage?
06.03.2019
, Aktualisierung vom
01.02.2023
· Redaktion Fachanwaltsuche
· 396 mal gelesen

- Alkohol beim Jagen – Waffenschein weg!
- Jagdschein weg nach Jagdunfall
- Jäger kann Durchfahrt mit Hunderudel im Revier verbieten
- Schadensersatz für versehentlich getöteten Jagdhund
- Jäger haben keinen Anspruch auf Schalldämpfer am Jagdgewehr
- Taschenlampe an Jagdgewehr montiert – verbotene Waffe!
- Jagd mit Waffe mit einer Magazinkapazität von mehr als 2 Schüssen verboten
- Entziehung des Jagdscheins wegen Einsatz von unbrauchbaren Jagdhunden
- Treibjagd-Veranstalter haftet für Jagdschäden
- Kosten für Jagdschein sind keine Werbungskosten
- Wann muss die gesetzliche Unfallversicherung bei Jagdunfällen zahlen?
- Jagdpachtvertrag nichtig bei fehlendem Jagdschein
Die Zahl der Jäger nimmt in Deutschland stetig zu. Ob Jagdunfälle, Schäden bei der Treibjagd oder der Entzug des Waffenscheins – für viele Jäger ist die Konfrontation mit Recht und Gesetz eine große Herausforderung.
Alkohol beim Jagen – Waffenschein weg!
Das Bundesverwaltungsgericht (Aktenzeichen 6 C 30.13) hat entschieden, dass einem betrunkenen Jäger bei der Jagd die im Sinne des Waffenrechts notwendige Zuverlässigkeit fehlt. Dies sei selbst dann der Fall, wenn dem Jäger außer seinem Alkoholkonsum kein weiteres Fehlverhalten zu zurechnen sei.Jagdschein weg nach Jagdunfall
Einem Jäger, der ein Pferd mit einem Wildschwein verwechselte und dieses erschoss, wird der Jagdschein entzogen, da ihm die nach dem Bundesjagdgesetz erforderliche Zuverlässigkeit fehlt, entschied das Verwaltungsgericht Koblenz (Aktenzeichen 6 L 828/12.KO). Der Schuss auf das Pferd sei grob fahrlässig erfolgt, da man dieses leicht als Pferd hätte erkennen können. In der fraglichen Nacht sei es hell genug gewesen, um ein Pferd von einem Wildschwein zu unterscheiden. In diesem Sinne entschied auch das Verwaltungsgericht Berlin (Aktenzeichen VG 1 L 251.13I im Fall eines Jägers, der ein Islandpony statt einem Wildschwein erschoss. Ein Jäger müsse sich vor der Schussabgabe vergewissern welches Tier er vor der Flinte hat, ansonsten ist er waffenrechtlich unzulässig, so das Gericht.Jäger kann Durchfahrt mit Hunderudel im Revier verbieten
Ein Jäger kann einem Waldbesucher, der mit seinem Auto und mehreren freilaufenden Hütehunden durch das Reviert fährt, die Durchfahrt verbieten, weil dadurch das Wild gestört wird, entschied das Landgericht Coburg (Aktenzeichen 24 O 817/21).Schadensersatz für versehentlich getöteten Jagdhund
Wird ein Jagdhund versehentlich von einem Jagdteilnehmer getötet, muss dieser Schadensersatz in Höhe der Anschaffungskosten für einen vergleichbaren Welpen sowie für dessen Erziehung leisten, so das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (Aktenzeichen 4 U 184/19).Jäger haben keinen Anspruch auf Schalldämpfer am Jagdgewehr
Das Bundesverwaltungsgericht (Aktenzeichen 6 C 4.18) hat entschieden, dass Jäger keinen Anspruch darauf haben an ihrer Jagdwaffe Schalldämpfer zu nutzen. Es fehle hier am waffenrechtlichen Bedürfnis.Taschenlampe an Jagdgewehr montiert – verbotene Waffe!
Ein Jäger, der sich eine Taschenlampe an sein Jagdgewehr montiert, schafft damit eine verbotene Waffe. Ihm ist daher die waffenrechtliche Erlaubnis zu entziehen, entschied das Verwaltungsgericht Schwerin (Aktenzeichen 3 A 807/22 SN).Jagd mit Waffe mit einer Magazinkapazität von mehr als 2 Schüssen verboten
Wurde einem Jäger für die Jagdausübung eine halbautomatische Waffe mit einer Magazinbeschränkung auf zwei Schuss erlaubt, hat er keinen Anspruch auf Streichung des Zusatzes „2 Schuss“ auf der Waffenbesitzkarte, entschied das Bundesverwaltungsgericht (Aktenzeichen 6 C 60.14).Entziehung des Jagdscheins wegen Einsatz von unbrauchbaren Jagdhunden
Das Verwaltungsgericht Schleswig-Holstein (Aktenzeichen 7 B 11/20) hat klargestellt, dass einem Jäger der Jagdschein entzogen wird, wenn er bei einer Drückjagd unbrauchbare Jagdhunde einsetzt und so eine fachgerechte Nachsuche nicht möglich ist.Treibjagd-Veranstalter haftet für Jagdschäden
Das Oberlandesgericht Oldenburg (Aktenzeichen 14 U 80/13 1) entschied, dass ein Veranstalter einer Treibjagd für die Schäden aufkommen muss, die ein Landwirt erlitt, weil seine Rinder aufgrund der Treibjagd aus einer Weide ausbrachen. Der Veranstalter der Treibjagd hätte sich bereits im Vorfeld vergewissern müssen, dass sich keine Nutztiere im Jagdbereich befanden. Nach einer Entscheidung des Oberlandesgericht Hamm (Aktenzeichen I-9 U 84/12) muss der Veranstalter einer Treibjagd die Nachbarn des Jagdgebiets über eine bevorstehende Jagd nicht zwangsläufig informieren.Kosten für Jagdschein sind keine Werbungskosten
Die Aufwendungen einer angestellten Landschaftsökologin für einen Jagdschein sind keine Werbungskosten, die bei der Einkommenssteuer geltend gemacht werden können. Dies entschied das Finanzgericht Münster (Aktenzeichen 5 K 2031/18 E). Es handele sich hier nicht um berufsbedingte Ausgaben, da sie keine unmittelbare Voraussetzung für die Berufsausübung gewesen seien.Wann muss die gesetzliche Unfallversicherung bei Jagdunfällen zahlen?
Kommt es bei der Reparatur eines Hochsitzes zu einem Unfall, bei dem sich der Jagdaufseher verletzt, unterliegt dies dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung, entschied das Sozialgericht Osnabrück (Aktenzeichen S 17 U 193/18). Begründung: Es handele sich bei der Reparatur des Hochsitzes um eine arbeitnehmerähnliche Tätigkeit. Ein Hundeführer und ein Treiber stehen bei einer Jagd nicht unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung entschied das Hessische Landessozialgericht (Aktenzeichen L 3 U 45/17).Jagdpachtvertrag nichtig bei fehlendem Jagdschein
Ein Jäger kann nur dann einen wirksamen Jagdpachtvertrag abschließen, wenn er mindestens drei Jahre Inhaber eines Jagdscheins ist. Schließen sich mehrere Jäger zur Pacht zusammen, ist der zugrundeliegende Vertrag nichtig, wenn nicht als diese Jagdpachtfähigkeit besitzen, entschied das Landgericht Frankenthal (Aktenzeichen 2 S 26/20).War dieser Beitrag für Sie hilfreich?
Eigene Bewertung abgeben:
Bisher abgegebene Bewertungen:
3.6 /
5
(8 Bewertungen)
Das könnte Sie interessieren
Strafrecht
,
06.06.2017
Einem Stalker wurde jüngst vom Verwaltungsgericht Koblenz seine Waffenbesitzkarte und sein Jagdschein entzogen.
Der Mann hatte ein Ehepaar mehr als ein Jahr lang mit nächtlichen Telefonanrufen terrorisiert, bei denen er einen Lachsack abspielen ließ.
3.5 /
5 (2 Bewertungen)
Verwaltungsrecht
,
26.07.2018
(Update 02.03.2023)
Jäger, Sportschützen, Schusswaffensammler oder Erben von Waffen benötigen nach dem deutschen Recht eine Waffenbesitzkarte.
Diese erlaubt ihnen eine Waffe zu besitzen, nicht aber – wie ein Waffenschein - diese auch mit sich zu führen.
Zeigt sich ein Waffenbesitzer im Sinne des Waffenrechts als unzuverlässig, muss er die Waffenbesitzkarte wieder abgeben.
Dies kann aus ganz unterschiedlichen Gründen der Fall sein.
3.6 /
5 (362 Bewertungen)
Verwaltungsrecht
,
21.04.2017
Wer sein Handgepäck für eine Flugreise bucht, sollte sich unbedingt vorher informieren, was man mitnehmen darf und was nicht.
Dass gefährliche Gegenstände wie Waffen, Taschenmesser oder Baseballschläger nichts im Handgepäck eines Fluggastes zu suchen haben, ist wohl allgemein bekannt.
Nach einem aktuellen Urteil gehören aber auch Lebensmittel wie Mozzarella, Nordseekrabbensalat und „Flensburger Fördetopf“ nicht ins Handgepäck eines Fluggastes.
3.7 /
5 (3 Bewertungen)
Wissen Aktuell
,
06.03.2020
Seit dem 20.2.20 sind im Waffenrecht eine Reihe an neuen Regelungen in Kraft getreten.
Ziel der Gesetzesänderungen im Waffenrecht ist die Nutzung von Schusswaffen für kriminelle Zwecke zu erschweren.
So können etwa neuerdings Waffenverbotszonen an belebten öffentlichen Orten eingeführt werden.
5.0 /
5 (1 Bewertungen)
Strafrecht
,
02.05.2016
Ein 71jähriger Rentner wurde vom Amtsgericht München zu einer Geldstrafe von 5.200 Euro verurteilt, weil er unerlaubt einen Revolver und eine Selbstladepistole besaß.
2.0 /
5 (1 Bewertungen)
Verwaltungsrecht
,
19.10.2020
(Update 30.01.2023)
Die Corona-Pandemie stellt Schüler, Lehrer und Eltern vor große Herausforderungen.
Müssen Schüler auf dem Schulgelände eine Maske getragen?
Welche Anforderungen muss die Mund-Nasen-Bedeckung erfüllen?
Wann können Lehrer vom Präsenzunterricht befreit werden?
3.5 /
5 (11 Bewertungen)
Verwaltungsrecht
,
25.07.2018
(Update 13.02.2023)
Das Auswahlverfahren für angehende Polizisten ist streng.
Da können Brustimplantate, die Körpergröße, eine Jugendstraftat oder charakterliche Bedenken ein Grund sein, die Einstellung in den Polizeidienst zu verweigern.
Doch zu Recht?
3.4 /
5 (50 Bewertungen)
Verwaltungsrecht
,
30.07.2018
(Update 31.03.2023)
Rund um den Schulbetrieb stellen sich für Schüler, Eltern und Lehrer viele rechtliche Fragen: Haben Schüler einen Anspruch auf Aufnahme in eine bestimmte Schule?
Ist ein Wechsel von einer Privatschule auf eine städtische Schule möglich?
Wann gibt es einen Schulverweis?
Wer haftet bei Unfällen auf einer Klassenfahrt?
3.0 /
5 (17 Bewertungen)
Wissen Aktuell
,
16.06.2018
(Update 01.03.2023)
Ein Hund ist für viele Menschen nicht einfach nur ein Haustier, es ist ein bester Freund und Weggefährte.
Ob Beißattacken, Leinenzwang oder Zuchttauglichkeit - Streitigkeiten rund um den Vierbeiner enden daher nicht selten vor Gericht, wie folgende Gerichtsurteile zeigen.
3.2 /
5 (19 Bewertungen)
Strafrecht
,
21.04.2016
Ein Mann, der mit einem Druckgasgewehr Schüsse auf einen Schüler abgegeben hatte, wurde die Fahrerlaubnis entzogen.
Ein medizinisch-psychologisches Gutachten bescheinigte dem Täter ein erhöhtes Aggressionspotential, was ihm zum Führen eines Fahrzeugs ungeeignet machte.
4.3 /
5 (3 Bewertungen)
Verwaltungsrecht
,
13.12.2017
Der Veranstalter eines Weihnachtsmarktes ist nicht für den Schutz vor Terroranschlägen verantwortlich und kann daher nicht mit entsprechenden Maßnahmen zur Gefahrenabwehr belastet werden.
Dies entschied aktuell das Verwaltungsgericht Berlin.
5.0 /
5 (3 Bewertungen)