Logo Fachanwaltssuche
Von Experten beraten.
Rechtsgebiet z.B. Arbeitsrecht
Ortz.B. Köln, 50968

Lungenembolie wegen Tiefer Bein- oder Beckenvenenthrombose - Behandlungsfehler

Werden medizinisch gebotene Befunde nicht erhoben, können Behandler wegen eines „Befunderhebungsfehlers“ in Anspruch genommen werden.

Eine akute tiefe Bein- und Beckenvenenthrombose (TVT), also die partielle oder vollständige Verlegung der Leit- und/oder Muskelvenen durch Blutgerinnsel, ist dringend behandlungsbedürftig, weil die Blutgerinnsel bei fortbestehendem Risiko wachsen und in die Lunge „embolisieren“ können.

Neben dem daraus resultierenden lebensbedrohlichen Risiko der Lungenembolie kann sich ein „postthrombotisches Syndrom“ ausbilden, also eine dauerhafte Schädigung am tiefen Venensystem. 

Eine frühzeitige Diagnose und Therapie der TVT ist daher immens wichtig, weil hierdurch das Wachstum des Thrombus reduziert und die Gefahr von Lungenembolien und die Schwere des „postthrombotisches Syndroms“ reduziert werden können.

In der Praxis kommt es immer wieder zu Fällen, in denen vom Behandler eine TVT übersehen bzw. nicht (rechtzeitig) diagnostiziert worden ist. Nicht selten wird dabei die TVT als „kleiner Muskelfaserriss“ fehlinterpretiert. Es stellt sich dann die Frage, ob dies haftungsrechtlich relevant ist, dem Behandler also ein zum Schadensersatz verpflichtender Fehler zum Vorwurf gemacht werden kann:

Ohne Anhaltspunkte auf ein „trombothisches Geschehen“ wird ein dahingehender Behandlungsfehlervorwurf selbstverständlich kaum zu führen sein. Anders sieht es hingegen aus, wenn vom Patienten typische, auf eine TVT hindeutende Symptome (bspw. Schmerz/Verhärtung entlang der tiefen Venen) geschildert werden, weitere Anzeichen (bspw. Schwellung) vorhanden sind oder sich aus der Vorgeschichte (bspw. bereits vorangegangene Thrombose, längere Immobilisation der Beine) Verdachtsmomente ergeben.

Es entspricht dann dem ärztlichen Standard, weitere Befunde zu erheben, um eine TVT positiv auszuschließen, und zwar – neben weiteren Maßnahmen – insbesondere die Untersuchung mittels Duplex-Sonographie. Werden derartige medizinisch gebotene Befunde nicht erhoben, kann der Behandler wegen eines „Befunderhebungsfehlers“ in Anspruch genommen werden.

Siehe auch:
Umkehr der Beweislast bei einem Befunderhebungsfehler

Weil in der ärztlichen Dokumentation nicht selten Eintragungen zu den vom Patienten geschilderten Symptomen oder dessen Angaben zur Vorgeschichte fehlen, empfiehlt es sich dringend, hierüber ein „Gedächtnisprotokoll“ zu fertigen, auf welches der Patient dann bspw. anlässlich einer gerichtlichen Anhörung zurückgreifen kann.

Dollinger Partnerschaft Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte
Fachanwalt für Medizinrecht
Fachanwalt für Versicherungsrecht
Rotbuchenstraße 1
81547 München

War dieser Beitrag für Sie hilfreich?

Eigene Bewertung abgeben:
Bisher abgegebene Bewertungen:
3.3703703703703702 / 5 (27 Bewertungen)
Das könnte Sie interessieren
Medizinrecht , 20.08.2019
Rechtsanwalt Christoph Kleinherne Dollinger Partnerschaft Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte
Sogar nach dem Ende eines Behandlungsvertrages muss ein Arzt seinen Patienten darüber informieren, wenn dieser eine bedrohliche Diagnose gestellt bekommen hat. Auch über etwaige Behandlungsvorschläge besteht eine Informationspflicht.
3.372093023255814 / 5 (43 Bewertungen)
Medizinrecht , 18.03.2019
Rechtsanwalt Christoph Kleinherne Dollinger Partnerschaft Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte
Der Behandler ist dazu verpflichtet, nach der jeweiligen Sachlage medizinisch gebotene Abklärungen insbesondere zum Ausschluss einer Erkrankung zu veranlassen. Unterlässt der Behandler eine erforderliche „Befunderhebung“, kann es zu Beweiserleichterungen für den Patienten kommen.
3.4 / 5 (5 Bewertungen)
Erbrecht , 16.07.2012
Rechtsanwalt Matthias Zachmann Zachmann & Partner Rechtsanwälte
Schätzungen zufolge haben sich ca. 1 Million Bundesbürger den Traum einer privaten Ferienimmobilie / Auslandsimmobilie im Ausland erfüllt. Was passiert damit im Erbfall? Damit beschäftigt sich der nachfolgende Artikel.
4.333333333333333 / 5 (3 Bewertungen)
Verkehrsrecht , 17.03.2016 (Update 28.02.2024)
Nach dem Winter klaffen wieder vermehrt Schlaglöcher auf den Straßen auf. Werden sie vom Auto-, Motorrad- oder Fahrraffahrern zu spät erkannt, können sie starke Schäden am Fahrzeug anrichten. Bleibt der Fahrzeugführer auf seinem Schaden sitzen? Oder haftet die Kommune für den Schlagloch-Schaden?
3.642857142857143 / 5 (14 Bewertungen)
Medizinrecht , 02.05.2017
Ein Krankenhaus haftet für den Schaden der einer dementen Patientin entsteht, weil sie durch ein ungesichertes Fenster abhauen wollte und dabei in die Tiefe stürzt.
3.4 / 5 (5 Bewertungen)
Sozialrecht , 23.03.2016
Erleidet ein Pfarrer im Ruhestand einen Unfall, ist das kein Fall für die gesetzliche Unfallversicherung, sondern die Unfallfürsorge richtet sich nach den Versorgungsvorschriften des Beamtenrechts. Dies entschied das Hessische Landessozialgericht.
3.3333333333333335 / 5 (3 Bewertungen)
Medizinrecht , 06.03.2018 (Update 30.01.2024)
Vor Operationen und Behandlungen müssen Patienten vom behandelnden Arzt über die Risiken des Eingriffs aufgeklärt werden. Je nach Eingriff kann hier auch eine besondere Aufklärung notwendig sein. Wird ein Patient nicht ordnungsgemäß über die Chancen und Risiken einer Behandlung im Krankenhaus aufgeklärt, kann das Auswirkungen auf den Vergütungsanspruch des Krankenhauses haben.
3.2941176470588234 / 5 (17 Bewertungen)
Medizinrecht , 08.05.2018 (Update 06.03.2023)
Für viele Patienten ist der Besuch beim Zahnarzt mit Angst verbunden. Kommt es zu Komplikationen bei der Behandlung, oder wird der Patient nicht ausreichend über die Behandlung oder die damit verbundenen Therapiekosten aufgeklärt, muss der Zahnarzt unter Umständen für die fehlerhafte Behandlung haften.
3.45 / 5 (20 Bewertungen)
Medizinrecht , 08.06.2015 (Update 12.06.2020)
Mangelhafte oder schlechtsitzende Zahnimplantaten, Zahnbrücken oder Zahnprothesen sind für Patienten ein großes Ärgernis - auch aus finanziellen Gründen, denn Zahnersatz ist teuer. Welche Kosten für Zahnersatz muss die Krankenkasse übernehmen? Wie sieht es mit der Gewährleistung für mangelhaften Zahnersatz aus? Und wird auch die Zahnersatzbehandlung im Ausland bezahlt?
3.2777777777777777 / 5 (36 Bewertungen)
Medizinrecht , 03.04.2018 (Update 03.04.2018)
Rechtsanwalt Christoph Kleinherne Dollinger Partnerschaft Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte
Wenn es nach der jeweiligen Sachlage „medizinisch zweifelsfrei geboten“ gewesen wäre, weitere Befunde einzuholen und der Arzt dies unterlässt, ist ihm ein Befunderhebungsfehler anzulasten.
3.875 / 5 (8 Bewertungen)
Medizinrecht , 23.01.2012
Rechtsanwalt Joachim Francke Francke & Partner Rechtsanwälte
Anmerkung zu BGH, Urteil vom 07.06.2011, VI ZR 87/ 10 von Joachim Francke, Fachanwalt für Sozialrec...
3.6666666666666665 / 5 (3 Bewertungen)
Suchen in Rechsbeiträgen
Kanzlei
Dollinger Partnerschaft Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte
Anschrift
Rotbuchenstraße 1
81547 München
089 / 599 43 83 - 0
089 / 599 43 83 - 10
Anwaltstermin planen
Kontaktformular / Rückruf
Unser Rückruf ist kostenlos und völlig unverbindlich.
E-Mail/Internet
kleinherne@kanzlei-dollinger.de

Kontakt
drucken

Visitenkarte
(VCF)

Visitenkarte
(QR-Code)
Datenschutzeinstellungen
fachanwaltsuche.de verwendet Cookies, um die Funktionsfähigkeit unserer Website zu gewährleisten. Außerdem setzen wir zur Weiterentwicklung unserer Website im Sinne der Nutzer zusätzliche Cookies ein. Mit dem Klick auf den Button „Cookies zulassen“ stimmen Sie der Verwendung der von uns für die genannten Zwecke eingesetzten Cookies zu. Über den Button „Einstellungen verwalten“ können Sie sich über die eingesetzten Cookies informieren und den Umfang Ihrer Einwilligung konfigurieren.